Samstag, 11. März 2017

[Rant] Von homophober Ignoranz und Unsichtbarkeit


Kommende Woche wird bei uns ja die Real-Verfilmung von "The Beauty and the Beast" anlaufen, ein Film der von vielen eingefleischten Disney-Fans schon gierig erwartet wird, und die Werbe- und Merchandise-Trommeln nahezu rotierend rühren lässt.
Dass die junge Belle dabei von Harry Potter-Star Emma Watson verkörpert wird, trägt natürlich auch seinen Teil dazu bei.

Doch seit letzter Woche, geriet der Film wegen einer anderen Sache in die Schlagzeilen.
Einige die es mitbekommen haben, wissen sicherlich bereits wovon ich spreche, und für alle die es nicht mitbekommen haben sollten:
Man hat durchblicken lassen, dass es in dem Film einen homosexuellen Charakter geben wird, und in Russland wird der Film deshalb ab 16 Jahren gezeigt, und in den Kinos des US-Bundesstaates Alabama gar nicht.
Ich glaube jedem der die Berichte noch nicht gelesen hat ist dennoch auch so klar, dass es sich bei besagtem homosexuellen Charakter nur um Gastons No. 1-Fangirl Lefou handeln kann.



Doch der Grund für diesen Eintrag ist nicht etwa die Haltung von Russland oder Alabama (so traurig sie natürlich dennoch ist), sondern etliche Kommentare auf Facebook, die unter diesen Artikeln gepostet wurden.
Kommentare die mir wieder mal zeigen, dass wir, was die Gleichstellung bezüglich Homosexualität in Deutschland angeht, noch immer viel Arbeit nötig hat.
Denn obwohl der Großteil unserer Gesellschaft vielleicht endlich mal kapiert hat, dass Homosexuelle nicht Everybodys Punching Balls/ Fußabtreter/whatever sind, und nicht automatisch jeden Mann/ Frau bespringen wollen (auch wenn sich dieses Klischees in den Medien leider noch immer gerne bedient wird *eyeroll*), werden noch immer Meinungen von sich gegeben, die nicht weniger harmlos sind.

Einer meiner Favoriten kam eindeutig aus der "Ich hab ja nichts gegen Schwule/Flüchtlinge/Frauen/ Aliens/ etc, aaaaaber...." - Ecke.

"Wieso muss da überhaupt SCHON WIEDER ein homosexueller Charakter irgendwo reingequetscht werden? Gabs im Original-Film doch auch nicht."

 Punkt 1: Seriously, an diesem Film wurde so vieles anders gemacht wie im Original, z.B. das Belle wohl auch Erfinderin ist, anstatt nur die Tochter von einem zu sein.
Aber das hat, außer den eingefleischten "Mimimi, das ist im Buch/ im Original aber anders!"- Jammerern (zu denen ich hin und wieder auch gehöre, ich gebs ja zu *hüstel*), niemanden weiter gestört.
Und ob es LeFous Homosexualität im Original-Film nicht genauso gab, ist denke ich ohnehin mal seeehr große Auslegungssache.
Well, I mean....


Do I have to say something else?

Punkt 2: Mir ist diese Sorte Kommentar ja (leider) nicht zum ersten Mal begegnet.
Leute die so etwas von sich geben, haben die Bedeutung des Wortes Gleichberechtigung eindeutig noch nicht verstanden.
Gleichberechtigung bedeutet für mich "genauso normal wie,...", und Normalität bedeutet auch Präsenz und Sichtbarkeit. 
Doch ich frage mich wie ganz besonders Jugendliche, die ihre sexuelle Identität gerade erst entdeckt haben, sich normal fühlen sollen, wenn nirgends in ihrer Umgebung etwas zu finden ist, was diese Normalität auch belegt - sprich z.B. Identifikationsfiguren in den Medien.
Ich meine, einerseits will man den (jungen) Leuten einreden, sie sind doch normal und toll so wie sind, aber in Film u. Fernsehen soll man sie doch bitte nicht überrepräsentieren, bzw es mit der Political Correctness nicht übertreiben, und dennoch soll man sich von dieser Haltung dann nicht irgendwie verarscht fühlen?



So etwas ist für mich Ignoranz und Arroganz auf höchstem Niveau.
Denn es bedeutet in meinen Augen nichts anderes, als dass die Homosexualität quasi noch immer "um Erlaubnis" zu fragen hat. 

"Das ist doch eindeutig noch nichts für Kinder! Die verstehen das doch noch gar nicht!"

Auch so ein Klassiker, und war ganz besonders ein Thema, als mal die Überlegung geäußert wurde, ob man für einen zweiten Teil von "Frozen", Elsa nicht einfach mit einer Frau zusammenkommen lassen könnte.
In den Augen der Leute, die sowas vom Stapel lassen, ist Homosexulätit eindeutig noch nicht normal, sondern etwas was in die Schmuddel-Ecke gehört.
Völlig egal wie innig und aufrichtig die Liebe des homosexuellen Paares ist, wird es dennoch noch immer auf eine vulgäre Stufe gestellt und sollte möglichst von Kindern ferngehalten werden.
Womit wir dann auch schon wieder beim Thema Normalität und Sichtbarkeit wären.
Meine Damen und Herren, woran meint ihr liegt es denn, dass Kinder Mann und Frau miteinander normal finden?
Richtig, weil sie ständig davon umgeben sind!
Was also meint ihr, würde passieren wenn Kinder auch genauso alltäglich homosexuelle Paare sehen?
Na? Na? Wers errät kriegt nen Keks!
Ich will natürlich nicht gänzlich bestreiten, dass es manche Kinder eventuell verwirren würde, plötzlich zwei Männer oder zwei Frauen miteinander zu sehen.
Allerdings behaupte ich auch mal ganz frech, dass es für sie sicherlich mindestens genauso verwirrend ist, wenn Papa und Mama sich plötzlich nicht mehr lieb haben, und der Papa jetzt bei seiner Sekretärin Frau Schlüter wohnt, und die Mama plötzlich mit dem Onkel Bernd herumschmust.



Ich kann mir übrigens auch vorstellen, dass es sicherlich vor 40, 50 Jahren auch Leute gab, die genau solche Sprüche bezüglich der medialen Präsenz von PoC (= People of Colour) gebracht haben.
Just sayin.....






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